Georg Philipp Telemann

Georg Philipp Telemann, 1681 bis 1767, schrieb seine Heldenmusik oder Zwölf Märsche 1728 in Hamburg, wo er seit 1721 lebte und als Musikdirektor und Kantor wirkte. Hamburg war zu diesem Zeitpunkt Zentrum der bürgerlichen Aufklärung und Musikkultur; Telemann war für die Musik an den fünf Hauptkirchen zuständig und mußte Kompositionen für alle offiziellen Anlässe der Bürgerschaft liefern. In der ersten Hamburger Zeit beschäftigte er sich auch mit der dortigen Oper. In seinem Wirken und Schaffen ist durchwegs ein stark aufklärerischer Zug bemerkbar, der sich auch in zahlreichen Schriften und im musikpädagogischen Bestreben niederschlug. Er trug viel zur Entwicklung des Konzerts bei, das eine immer wichtigere Gattung wurde.

Die Heldenmusik brachte er im Selbstverlag unter dem Titel Musique heroique ou XII marches heraus. Im Katalog hieß es dazu: “Helden-Music, oder 12 neue musicalische marches, auf zween Hautbois oder Violinen etc. gerichtet, deren 6 mit einer Trompete und 3 mit 2 Waldhörnern begleitet werden können, alle aber auch auf dem Claviere allein zu spielen sind.” Schon diese Ankündigung der Komposition deutet auf eine Verwendung als Liebhabermusik hin, auf ein bereits bürgerliches Musikpublikum. Jeder Marsch beschreibt einen eigenen Gefühlszustand oder eine Charaktereigenschaft; der musikalische Zusammenhang zwischen den Sätzen ist lose, was an das Modell der Suite erinnert.

Im Marsch Die Würde erzeugen prägnante punktierte Rhythmen den beabsichtigten Effekt; Die Gnade kommt durch die oft taktelang liegenden Harmonien wie eine große Ruhe über den Hörer. Die Liebe besingt nicht die wilde, leidenschaftliche Liebe, sondern ihre kultivierte Erscheinungsform. Besonders die wechselnden Verhältnisse zwischen Trompete und Orgel verdeutlicht hier die Einsamkeit und Gemeinschaft in der Liebe. 

Die Großmut wird in einer feierlichen französischen Ouvertüre durch ruhig liegende Harmonien ausgedrückt und im Marsch Die Wachsamkeit hört man präzise kleinteilige Melodik. Die Tapferkeit bedient sich heroisch-vorwärtsstürmender Motive. Die Freude erinnert zum Schluß mit den hüpfenden Rhythmen wiederum an die fröhlichen Tanzsätze der Suite. Die Möglichkeiten, die die ganz unterschiedlichen Register der Orgel bieten, verstärken ideal die verschiedenen Charaktere der Sätze.

Von der schier unübersehbaren Menge von Instrumentalkompositionen, die der äußerst fruchtbare Telemann schuf, sind etwa hundert Werke erhalten, die dem Solo- oder Doppelkonzert bzw. dem concerto grosso zuzurechnen sind; darunter auch die Konzertsonate in D-Dur. Soli und Tutti werden gegenüber Vivaldi stärker miteinander verflochten, die Virtuosität tritt durch Betonung der Klangschönheit und Gefälligkeit oftmals in den Hintergrund. Dennoch ist das abschließende Presto in der Konzertsonate als rasantes Zugabestück durch Maurice André besonders bekannt. Daß die Verbindung von konzertierender, kontrapunktischer und zugleich galanter Schreibart, wofür das Largo der Konzertsonate ein besonders schönes kantables Beispiel darstellt, die Zustimmung des Publikums fand, sieht man auch an den hohen Auflagen, die Telemanns Werke erreichten, sowie an der Vielfalt der Auftraggeber; Telemann wurde den Bedürfnissen der Kirche ebenso gerecht wie denen höfischer oder bürgerlicher Kreise.

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